Hypnotherapie

Hypnose-Psychotherapie / Hypnotherapie: warum und wie sie wirkt

Wenn Sie sich einige Tage lang bildhaft vorstellen, wie eine der Amygdalae Ihres Gehirns die Rolle der Alarmauslösung übernimmt und stets gut Wache hält – während die zweite Amygdala in Sekundenbruchteilen überprüft, ob eine Eskalation von Furcht, Flucht oder sogar ein Angriff angemessen ist, dann könnte sich nach einer Weile eine andere Selbstwahrnehmung entwickeln.

Wenn Sie so handeln, praktizieren Sie Selbsthypnose.

Hypnose-Psychotherapie ist ein wissenschaftlich anerkanntes Verfahren – warum?

Auf die Frage, ob der Ansatz der aktiven Amygdala-Ambivalenz wissenschaftlich evident ist, kann am besten ein Hinweis auf die Hypnotherapie Antwort geben.

Hypnotherapie arbeitet mit dem Stammhirn und dem Mittelhirn – die Heimat der Amygdalae

Anders als bei einer kognitiven Verhaltenstherapie (die über die Kognitionen und Einsicht funktionieren soll), spricht die Hypnose (Hypnotherapie) das Stamm- und Mittelhirn an. Hypnose heißt keineswegs, dass eine Patientin oder ein Patient immer in einen vom aktuellen Geschehen dissoziierten Zustand (Trance oder gar Bewusstlosigkeit) versetzt werden müsste.

So kam es zum Begriff Hypnose – auch wenn in der Hypnose niemand wirklich schläft wie in der Nacht

Monoideismus ist das bewusste Eintauchen in eine einzige Vorstellung von Umgebung, Verbundensein (Assoziation) und Bindung.

Der hierbei entstehende Trancezustand kann sowohl durch eigenes Wirken (Selbsthypnose) als auch durch eine von außen kommende Trance-Induktion (wie etwa bei einer Handlevitation) erfolgen.

Der als Erfinder oder Entdecker der Hypnosetherpie geltende James Braid hatte zunächst den Eindruck, die Hypnotherapie und Trance würden unter schlafähnlichen Bedingungen stattfinden.

So kam es zum Namen „Hypnotism“. Allerdings wurde bald klar, dass sich Trance-Phänomene wie Bewegungsstarre (Katalepsie), Schmerzunempfindlichkeit (Analgesie) und das Vergessen von Inhalten aus der Trance (Amnesie) unter vollständiger geistiger Anwesenheit von Personen herstellen lassen.

Aufmerksamkeit ist alles – bewusst geführte Aufmerksamkeit

Entscheidend ist es, sich auf dem freiwilligen Weg in einen Trance darauf einzulassen, dass bestimmte (therapeutisch erwünschte) Verbindungen (Assoziationen) vorübergehend besonders viel Aufmerksamkeit zugeführt bekommen. Wenn ein Mensch „in Trance geht“, so ist dies stets ein aktiver Vorgang, der das Einverständnis der Person voraussetzt.

Auch Unreflektiertheit kann in eine Trance führen

Wer mit den Abläufen des Gehirns noch nicht vertraut ist, dem kann es passieren, dass er nach der Einblendung eines Werbespots ein Produkt bestellt, das er niemals gebrauchen wird: im festen Glauben, dass es dieses Produkt nur innerhalb der nächsten 5 Minuten zu diesem einzigartigen Preis geben wird. Alle Aufmerksamkeit richtet sich also darauf, nur nichts zu verpassen. Der Rest (ob dieses Produkt taugt oder erforderlich ist) wird ausgeblendet (das ist Monoideismus).

Das Marketing in allen seinen Disziplinen arbeitet damit, Menschen in Selbsthypnotisierungsprozesse einzuladen, in denen sie sich auf der Bildebene (Stamm- und Mittelhirn) selbst verkaufen, was ihnen dann ihre Großhirnrinde im Nachgang als „Ergebnis sorgfältigen Abwägens“ als eine Entscheidung darstellt. Benjamin Libet hat in seinem beachtlichen Werk „Mind Time“ nachgewiesen, dass das Gehirn (als Organ) längst entschieden hat, wenn das Bewusstsein eine Handlung in die Umsetzung bringt.

Deshalb ist Angst immer schneller als die Vernunft.

Aber.

Angst ist nur so lange unfassbar schnell, wie sie ohne Selbstreflexion „über uns kommt.“ Anders sieht es bei Menschen aus, die es einüben, sich beim Aufkommen von Gefühlen zu beobachten. Und einer aufkommenden Angst in ihrer inneren Bildwelt etwas zur Seite zu stellen, das Ressourcen und Kompetenzen fühlbar und verfügbar werden lässt.

Der bewusste Umgang mit den Amygdalae im Zusammenhang mit Hypnotherapie lässt sich im Trockendock der Selbsthypnose und Meditation etablieren. Dann ist die

Viele Gelegenheiten mit der aktiven Amygdala-Ambivalenz

Bilder wirken immer am schnellsten. Die Vorstellung vom Chef, der gleich wieder ausrasten wird, löst eine Steigerung der eigenen Pulsfrequenz aus oder stört die Verdauung.

Alle Bilder wirken, die reflexartigen und die bewusst etablierten

Der sich für modern haltende Mensch versucht immer wieder eine Top-Down-Kommunikation im Gehirn. Tatsächlich läuft es dort aber Bottom-up, d. h. zuerst sind die Mandelkerne und das Mittelhirn aktiv, sie lösen psychovegetative Phänomene aus. Der Verstand bemerkt diese irgendwann (nach relativen Sekunden-Ewigkeiten) und bewertet sie. Die Angst soll weg. Sagt er zum Verhaltenstherapeuten. Und dann ackern zwei gemeinsam gegen das Gehirn, z. B. mit einem Expositionstraining.

Hier ist der natürliche Weg zur Veränderung:

Alle inneren Bilder haben ihre Wirkung, so auch das innere Bild davon, wie die beiden Amygdalae in einen konstruktiven Millisekundendialog gehen.

In diesem Dialog wird zwischen „Alarm ist OK“ oder „Alarm? Überflüssig, da alles OK“ – entschieden.

Einer der hochaktiven Mandelkerne spricht in der Vorstellung seinen Zwilling unter vier Augen darauf an, ob wirklich ein Anlass für einen Alarm besteht oder ob die Warnsirene (Herzrasen, Schweißausbruch, Schwindel usw.) ausgeschaltet bleiben kann.

Das wirkt.

Innere Bilder wirken auf der Ebene, auf der die Amygalae arbeiten: in der Region des  Mittelhirns

Mit dem Verstand kommen Sie nicht an das Mittelhirn heran. Also nicht auf der Ebene, dass sie dort Anweisungen erteilen. Deshalb scheitern naturgemäß und aus Gründen stabiler Gesundheit langfristig auch alle Konzepte, mit denen Angst „in den Griff bekommen“ oder „Gedanken abgeschaltet werden“ sollen.

Kein gesundes Mittelhirn arbeitet mit Psychotherapeuten zusammen, die ihm mit Einsicht kommen

Gehirne lernen anhand von Assoziation, nicht durch Dissoziation. Dissoziation ist beim Erwerb von Erkenntnis (und irgendwann womöglich Weisheit) nicht das geeignete Mittel.
Die Assoziation ist das, wovon und womit das Gehirn lebt. Die bewusste Inbeziehungsetzung von Phänomenen, das kreative Erfinden von Verbindungen: damit kann das Gehirn etwas anfangen. Deshalb funktionieren übrigens Eselsbrücken so gut.

Eine Eselsbrücke ist deshalb eine besonders starke Verbindung, weil sie dem Gehirn etwas zur Assoziation (Lieblingsbeschäftigung) anbietet.
Ausgerechnet ein an sich unpassendes Bild eignet sich ideal als Merkhilfe z. B. für eine Jahreszahl. Unpassend ist das Bild aber nur für die logisch orientierte Seite in uns.

Die Mittelhirnebene sucht nur prägnante Bilder

  • brüllender Chef
  • beißender Hund
  • Scheidungsanwalt (wenn es mal zum Ehekrach kommt)

… aber auch angenehme prägnante Bilder:

  • die Wasseroberfläche eines Bergsees bei Sonnenaufgang (während sich eben noch eine unspezifische Angst ankündigte)
  • einen kurzen Blickwechsel zwischen Amygdala links und Amygdala rechts, und das Abstimmungsergebnis: Fehlalarm, der Hausschlüssel ist gar nicht verloren, sondern in der anderen Tasche. Oder: etwas ist verloren, und auch wenn das so ist, kann ich insgesamt zufrieden bleiben.

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